"Wir sind eine Gemeinde aus lebendigen Steinen …"

-,„…IM GESPRÄCH MIT…“ ein Interview aus unserer Gemeinde

 

Das heutige Interview ist die angekündigte Fortsetzung der neuen Gesprächsserie „….IM GESPRÄCH MIT..“, die künftig in der VINZ!-App und auf der Gemeinde-Homepage www.harpen.ekvw.de in zeitlich loser Reihenfolge erscheint.

 

Liebe Frau Dr. Elke Arnscheidt, herzlichen Dank vorab, dass Sie sich zu einem Interview in dem Gesprächsformat unserer Ev. Kirchengemeinde Bochum-Harpen „…IM GESPRÄCH MIT…“ bereiterklären.

Frau Dr. Arnscheidt und ich kennen uns seit einigen Jahren über die Zusammenarbeit im Presbyterium und haben uns im folgenden Interview in der „Du-Form“ angeredet.

 

Elke, aus unserer Zusammenarbeit in der Kirchengemeinde weiß ich, dass Du mit Deiner Familie in Harpen wohnst.  Wobei ich im Gespräch auch erfahren habe, Harpen ist nicht gleich Harpen. Da gibt es einen kleinen, aber für Dich wichtigen Unterschied! In welchem Teil von Harpen bist Du aufgewachsen und welche schulische Laufbahn hast Du durchlaufen?

Ich komme aus Kornharpen – und das ist für alle, die in Kornharpen leben, eben nicht Harpen.

Tatsächlich wohne ich seit meiner Geburt in Kornharpen. Die Vorfahren meines Vaters haben sich hier vor langer Zeit angesiedelt und da es bei uns schön ist, sind meine Familie und ich hiergeblieben.

Ich habe noch die alte Grundschule an der Wieschermühlenstraße in Kornharpen besucht (oh je, ich bin schon richtig alt! Die Schule gibt es an dem Standort ewig nicht mehr). Auch für das Abitur habe ich den Bochumer Norden nicht verlassen, sondern bin in Gerthe zum Heinrich-von-Kleist-Gymnasium gegangen.

An welcher Universität hast Du studiert und in welchen Fächern konntest Du Deine Interessen aus der Schulzeit fortführen, studieren und welchen Abschluss hast Du erreicht?

Nach dem Abitur wollte ich unbedingt studieren. Irgendwie ist es dann Physik geworden, obwohl ich in der Schule in den letzten beiden Jahren gar keinen Physikunterricht mehr hatte. Nach dem Diplom bin ich noch an der RUB geblieben und habe an meiner Promotion gearbeitet. Während der Elternzeit zu meinem dritten Kind schloss ich die Promotion erfolgreich ab.

Lernen und studieren über viele Jahre war sicherlich nicht das einzige in dieser Zeit, worauf Du ausschließlich fokussiert warst. Was waren darüber hinaus Deine weiteren Interessen? U.a. die Musik war, dem Vernehmen nach, ein wichtiger Bestandteil in Deinem Leben von der Jugendzeit an. Welches Musikinstrument hat Dich über viele Jahre begleitet und ist es noch heute aktuell?

Ich habe zum Ende der Grundschulzeit begonnen Akkordeon zu spielen. Das hatte aber nichts mit Volksmusik oder Seemannsliedern zu tun! Zu der Zeit gab es sehr viele Komponisten, die moderne Akkordeonmusik geschrieben haben. Das war wirklich tolle Musik! Aber den meisten Spaß hat das Akkordeon Spielen im Akkordeonorchester gemacht. Mit dem Orchester haben wir viele Reisen unternommen, jede Menge Konzerte veranstaltet und häufig an Orchesterwettbewerben teilgenommen. Das war eine wunderbare Zeit! Und hier habe ich auch Bertram kennengelernt. Wir sind seit mehr als 30 Jahren verheiratet – und das wäre ohne das Akkordeonorchester so ganz sicher nicht passiert.

Heute ist das Akkordeon eingepackt und wird nur noch selten hervorgeholt. Der musikalische Fokus in unserer Familie liegt eben nicht in der Akkordeonmusik – die Mitglieder meiner Familie spielen Geige, Klavier, Gitarre und Bass.

Du leitest ein Gymnasium mit fast 900 Schülern in Bochum.  Wie kam es dazu, dass Du nach dem Studium über Umwegen dazu berufen wurdest? Über Umwege deshalb, weil sich Euer familiärer Lebensmittelpunkt vorübergehend in den Süden Europas „verlagerte“, bedingt durch den beruflichen Auslandsaufenthalt Deines Mannes.

Eines Tages eröffnete sich uns die Möglichkeit als Familie (mit drei Kindern) nach Barcelona zu gehen. Dazu musste ich hier meinen Job in einem Softwareunternehmen aufgeben, konnte aber zum Glück auch in Barcelona eine neue Arbeitsstelle bei einem internationalen Konzern finden. Das Leben in Barcelona war für uns alle eine unglaublich schöne Erfahrung – noch heute spüren wir Heimweh zu dieser Stadt.

Als wir damals nach Deutschland zurückgekehrt sind, wurden gerade viele Lehrkräfte besonders in den MINT-Fächern gesucht. Da ich schon während meiner Schulzeit sehr gerne Nachhilfe in Mathematik, Physik und Latein gegeben habe, und ich auch früher schon überlegt hatte, Lehrerin zu werden, war das die Gelegenheit für mich, noch einmal etwas völlig Neues zu beginnen: Und so startete ich mit dem Referendariat in Mathematik und Physik an einem Bochumer Gymnasium.

Irgendwie ging es danach recht schnell: Nachdem ich erst Stellvertretende Schulleiterin an der Theodor-Körner-Schule in Bochum war, bin ich nun seit mehr als drei Jahren Schulleiterin der Graf-Engelbert-Schule.

Mit der seit Ende 2020 übernommen Leitungsverantwortung des Gymnasiums wird Dein Alltag sicherlich mit weiteren Interessen ausgefüllt sein. Was sind Deine Hobbys, wenn auch in der begrenzten Freizeit, alleine oder mit der Familie? Dem Vernehmen nach pflegen Dein Mann Bertram und Du eine Leidenschaft mit viel Bewegung.

Bertram und ich tanzen zweimal pro Woche. Das macht sehr viel Spaß! Auch wenn Tanzen nicht unsere stärkste Disziplin ist, lieben wir es . Neben Standard- und Lateintänzen tanzen wir auch West Coast Swing.

Darüber hinaus lieben wir es zu verreisen und neue Orte in der Welt kennenzulernen. Das machen wir übrigens fast immer noch mindestens zu viert, da auch unsere Kinder, obwohl schon erwachsen, gerne dabei sind.  

Der Harpener Stadtteil in dem Du und Deine Familie wohnst, gehört zwar zur Kirchengemeinde Harpen, wird jedoch von der A40 geteilt und liegt damit geografisch etwas weiter entfernt von unserer Kirche und dem Gemeindehaus. Wie und wann hast Du, insbesondere auch Deine Familie, Anschluss zu unserer Evangelischen Kirchengemeinde gefunden und Dich eingebracht?

Was soll ich dazu sagen: Ich bin in der St. Vinzentius-Kirche getauft und konfirmiert worden. Bertram und ich haben in der St. Vinzentius-Kirche geheiratet, unsere drei Kinder sind hier getauft und nur mit einer Ausnahme – die Konfirmation unseres ältesten Sohnes fand in Barcelona statt - konfirmiert worden. Und nun wird unser ältester Sohn im Mai ebenfalls in unserer Kirche heiraten. 

Unsere beiden ältesten Kinder haben den evangelischen Kindergarten in Harpen besucht. Durch viele Aktivitäten und Auftritte in der St. Vinzentius-Kirche konnten wir so bereits früh den Kontakt zu unserer Gemeinde knüpfen. Damals gab es auch wunderbare Familienfreizeiten, bei denen wir andere Familien aus der Gemeinde kennengelernt haben.  

Später begeisterte uns die Mitarbeit der vielen Ehrenamtlichen der Gemeinde beim Harpener Dorffest. Und da haben wir als Familie beschlossen, dass wir uns gerne beteiligen wollten! Irgendwie kam dann immer etwas dazu: Wir haben beim Dorffest, bei Kifeta und vielen anderen Veranstaltungen mitgemacht.   

Und nun bin ich schon seit Anfang 2014 Presbyterin dieser Gemeinde.

 

Deine und die Deiner Familie sichtbare Einbindung und auch hörbare (musikalische!) Zugehörigkeit in unserer Gemeinde, ist ein Ausdruck Deines aktiven Engagements am Gemeindeleben, u.a. im Presbyterium. Wie siehst Du heute die Institution Kirche in der Gesellschaft und was ist Dir sehr wichtig, dass diese auch weiterhin von Bedeutung bleibt?

 

Mir persönlich ist Kirche sehr wichtig. Vielen Menschen, die aus der Kirche austreten, ist gar nicht bewusst, dass Kirche mehr ist als alte Gebäude mit Gottesdiensten, die man nicht immer versteht. Viele Kitas, Senioren- und Pflegeheime gäbe es ohne die Unterstützung der Kirchen zum Beispiel gar nicht.

Natürlich ist es manchmal schwierig, Kirche zu verteidigen. Allein die im Umfeld der Kirchen aufgetretenen Fälle sexualisierter Gewalt sind furchtbar.

Aber wenn ich in die Zukunft schaue, sehe ich die vielen gesellschaftlichen Herausforderungen. Ohne Gott und ohne die Leitideen seines Sohnes erscheint mir das alles nicht zu bewältigen zu sein.

Ich bin der Meinung, dass wir als Kirche versuchen müssen, die wirklich wichtigen Aspekte des friedlichen Zusammenlebens zu transportieren – dies wird uns nur gelingen, wenn wir auf die Menschen zugehen und neue Formate ausprobieren.

 

Ich danke Dir, Elke, dass Du Dich bereiterklärt hasst, dass das Interview in der VINZ-App und in der Homepage der Kirchengemeinde Bochum-Harpen veröffentlicht werden kann.

 

Liebe Dr. Elke Arnscheidt, herzlichen Dank für das Gespräch!

 

In unserem Interview hat mich eine bemerkenswerte Äußerung von Dr. Elke Arnscheidt, basierend auf ein Zitat von Martin Luther King, beeindruckt.

 

Sie hat für die offizielle Weihnachtskarte 2023 der Schule dieses Zitat ausgewählt und verschickt.

 

Als Interviewer erlaube ich mir, dieses Zitat dem Interview anzufügen.

 

„Die Botschaft von Weihnachten: es gibt keine größere Kraft als die Liebe,

sie erwidert den Hass wie das Licht die Finsternis“ (!!)

 

(Das Interview führte Eduard Bobiatynski, Presbyter der Ev. Kirchengemeinde BO-Harpen)