"Wir sind eine Gemeinde aus lebendigen Steinen …"

 

Das heutige Interview ist die angekündigte Fortsetzung der neuen Gesprächsserie
„….IM GESPRÄCH MIT..“, die künftig in der VINZ!App und auf der Gemeinde-Homepage www.harpen.ekvw.de in zeitlich loser Reihenfolge erscheint.

 

Zwei Männer, Uwe und Mauro, und zwei Himmelsrichtungen und eine Geschichte, doch dazu kommen wir später.
Zuerst zu den Himmelsrichtungen, die einerseits in Süden und im Nordwesten Europas zu Vororten ist.  Die Bochumer fragen (..meistens gerne) von wo kommt Ihr her?

Uwe:

Auch ich bin auf Kohle geboren, unter dem Mond von Wanne-Eickel

Mauro:

Knapp 2000 km südlich von Uwe, Carpignano Salentino in Apulien, ein kleines Dorf, 9 km vom Meer entfernt und wo die schönste Party der Welt stattfindet, das Weinfest.

 

Wie war Euer Werdegang über die Schule, die Ausbildung und welchen Berufsweg habt Ihr eingeschlagen und hat zu dem geführt, was Ihr heute „macht“?

Mauro:

Oh, das ist aber eine lange Geschichte. In Italien habe ich mein Fachabitur als Computerprogrammierer mit Schwerpunkt Buchhaltung absolviert. Da ich aber gemerkt habe, dass ich gar kein "Bürotyp" bin, habe ich hier in Deutschland eine Ausbildung als Tischler erfolgreich abgeschlossen. Nach ein paar Jahren habe ich noch eine Weiterbildung als CNC Programmierer für Holzbearbeitungsmaschinen gemacht und nach etwa 12 Jahren Tätigkeit im Tischlerhandwerk habe ich beide Sachen verbunden und bin seit knapp 10 Jahren als 3D Aufmaßtechniker,  CAD Zeichner, unterwegs.

Uwe:

Nach meinem Grund- und Hauptschulbesuch habe ich zunächst eine Ausbildung (natürlich) als Bergmann oder besser gesagt als Bergmechaniker bei der Ruhrkohle AG gemacht.
Leider hat die Zeche „Unser Fritz“ im gleichen Jahr meines Abschlusses auch geschlossen, sodass ich zunächst mal den Militärweg als Sanitäter bei der Bundeswehr in Hamburg absolvierte. Nachdem ich mich dazu entschloss, diesen Weg nicht weiter zu verfolgen, begann ich eine neue Ausbildung zum Berufskraftfahrer. Hier und da fuhr ich mit Zeitverträgen bei einigen Speditionen, bis ich 1995 die Gelegenheit bekam bei der neu gegründeten USB Bochum GmbH mein Können unter Beweis zu stellen.

Auf dem zweiten Bildungsweg holte ich auf dem Albert Einstein Abend- Gymnasium meinen Abschluss nach, legte meine Prüfung zum Meister für Kreislauf- und Abfallwirtschaft ab und erwarb die IHK-Fachkundeprüfung für Güterkraftverkehr.
Heute bin ich Verkehrsleiter in diesem kommunalen Entsorgungsbetrieb.

 

Was sind Eure Interessen in Eurer Freizeit, neben dem Beruf und dem Familienleben? Aus unserem Gespräch habe ich entnommen, dass Euer Interesse an und in der Kunst, vor allem in der Musik liegt und was hat dazu geführt?

Uwe:

Selbstverständlich die Musik und das Kochen, sowie Grillen.
Ich liebe die Malkunst und wünschte mehr Zeit für dieses Hobby zu haben.
Meine großen Idole sind die detailgetreue Kunst von Spitzweg, Da Vinci, Michelangelo und Vermeer.

Mauro:

Richtig, Musik hat bei mir schon immer eine große Rolle gespielt, ich wage zu sagen, dass es bei Uwe nicht anders ist. Schon als Kind habe ich meinen Onkel bewundert, wie er in ganz Italien und England als DJ unterwegs war. Als er und meine Eltern dann eine Disco bei uns im Dorf aufmachte, stand ich fast jeden Samstag neben meinen Onkel, er als DJ natürlich, und habe die Lichteffekte bedient. Aber richtig Musik selber zu machen habe ich damals angefangen, komisch komisch, in unserer Dorfkirche in Italien. Einer meiner besten Freunde spielte die Orgel und fragte mich ob ich Lust hätte Bass zu spielen. Ich habe erstmal nein gesagt da ich damals als Jugendlicher nicht richtig Lust auf Kirchengänge und Kirchenmusik hatte. Als er mir erklärte, dass wir nur Blues spielen würden, er ist ein sehr guter Musiker und hatte alles umgeschrieben, habe ich sofort mitgemacht.

Ich habe neben der Musik auch noch einen großen Spaß beim Carrera Auto fahren. Mit einem Freund basteln wir auch unsere Autos selber und fahren schon mal die ganze Nacht auf einer 4-spurigen über 30 Meter langen Bahn bei ihm im Garten, wenn das Wetter es erlaubt.

Seit kurzem habe ich auch noch Bowling entdeckt und versuche es auch regelmäßig zu spielen.

 

Zurück zur eingangs erwähnten „eine Geschichte“. Wie seid Ihr zusammengekommen, wo und wie habt Ihr Euch kennengelernt und seid in Freundschaft verbunden?

Uwe und Mauro:

Wir kennen uns seit über 26 Jahren und dass wir uns kennengelernt haben, verdanken wir unseren Frauen Nadin (Mauros Frau) und Tessa (Uwes Frau). Unsere Frauen kannten sich schon von früher und irgendwann kamen wir auf einer Party bei Uwe zu Hause zusammen. Die Chemie zwischen uns beiden passte sofort und hat sich  bis heute kein bisschen geändert. Wir sind beste Freunde geworden und geblieben…und uns verbindet auch die Musik und das gemeinsame Musizieren.

(Anmerkung des Interviewers: Was in und während ihrer Auftritte in unserer Gemeinde deutlich zu hören und zu spüren ist!)

 

Wie seid Ihr zu unserer Gemeinde, zu unserer Kirche „gekommen“ und was hat Euch dazu gebracht „dabei“ zu bleiben?

Mauro:

Frag mal Uwe, er hat mich hierhin geschleppt aber geblieben bin ich, weil, und das ist keine "Schleimerei", die Menschen hier mir super gefallen haben. Alle sind nett, hilfsbereit und.. und.. und.., es tut mir echt gut mit dabei zu sein auch wenn ich nicht so der "Gläubige" bin, obwohl unser Michael mich von Anfang an fasziniert hat. Er ist der erste Pastor den ich beim Predigen echt zugehört habe und dass seit langer, langer Zeit.

Uwe:

Durch Birger Nispel. Unsere Töchter gingen zusammen in den Vinzentius Kindergarten und wir stellten sehr schnell fest, dass wir sehr viel Vergnügen am Grillen hatten.

Birger engagierte sich bereits sehr stark mit Wort und Tat in der Gemeinde, veranstaltete Grillseminare am Gemeindehaus und gab auf dem Harpener Dorffest sein Bestes als „Schlemmergott“.

Ich half ihm dabei sowie ich konnte, lernte eine Menge und fand ganz viele und liebe Freunde.

Später kam ich mit unseren Pfarrer Michael Dettmann in Kontakt, der mich für das Gemeindeleben noch mehr begeisterte und daraus hat sich eine Freundschaft entwickelt.

 

Was bedeutet für Euch der Glaube und die Institution Kirche in Eurem Alltag?

Uwe:

In ganz vielen Momenten meines Lebens gab mir der Glaube große Hoffnung und Zuversicht, sodass ich mich mit viel Dankbarkeit auf der Sonnenseite meines Daseins sehe.

Mauro:

Knapp gesagt, der Glaube an sich ist gut und kann Menschen helfen. Die Institution Kirche finde ich aber fragwürdig, da sie viele Dinge rechtfertigt, mit denen ich nicht übereinstimme.

 

Die Kirche in Deutschland und dass gilt für beide Konfessionen steht unter einem, zu nicht unerheblichen Teil selbstverschuldet, unter öffentlicher Beobachtung und wird in der breiten Bevölkerung kritisch beobachtet bis ablehnend verurteilt? Wo seht Ihr die Chance, dass die Kirche, hier insbesondere die Evangelische Kirche, aus dem Dilemma wieder „herausfindet“, was ist dafür notwendig?

 

Uwe und Mauro:

Die Kirche hatte in der Coronazeit einen Einbruch an Aufmerksamkeit und Interesse durch die

Kirchenmitglieder verloren. Was auch z.T. an den Vorfällen in den Kirchen und daraus folgernd den negativen Medienberichten lag.

Grundsätzlich muss sich auch die Evangelische Kirche modernisieren. Sich ausrichten auf die gesellschaftlichen Veränderungen und -bedürfnisse der Gemeindemitglieder.

Die Religion muss wieder in den Mittelpunkt gestellt werden!

Die Kirche ist keine „Showveranstaltung“, sondern im wahrsten Sinne des Wortes „Gottesdienst“.

In unserer Gemeinde sind wir auf dem guten Weg uns diesem Ziel zu nähern, was natürlich ein Ständiges daran „arbeiten“ von allen Beteiligten, sowohl den hauptamtlich Verantwortlichen als auch den ehrenamtlich Engagierten, notwendig und erforderlich ist und sein wird.

Außerdem müssen wir auch in unserer Gemeinde in der Jugendarbeit wie bisher nicht nachlassen. Wir müssen uns  immer wieder hinterfragen, was getan werden kann und muss, um das Interesse an unserer Kirche in dieser Altersgruppe unserer Gemeinde zu erhalten.

 

Ich danke, dass Ihr Euch bereiterklärt habt, dass das Interview  in der VINZ-App und in der Homepage der Gemeinde veröffentlich wird.

 

Lieber Uwe, lieber Mauro, herzlichen Dank für das Gespräch.

(Das Interview führte Eduard Bobiatynski)

 

Nachtrag:
Uwe und Mauro haben zugestimmt, eine musikalische Kostprobe diesem Interview hinzufügen. Viel Spaß beim Zuhören!

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