"Wir sind eine Gemeinde aus lebendigen Steinen …"

 

Das heutige Interview ist die angekündigte Fortsetzung der neuen Gesprächsserie
„….IM GESPRÄCH MIT..“, die künftig in der VINZ!App und auf der Gemeinde-Homepage www.harpen.ekvw.de in zeitlich loser Reihenfolge erscheint.

 

Frau Gertrud (gen. „Gerti“) Dombrowski, herzlichen Dank vorab, dass Sie sich zu einem Interview in unserem Gesprächsformat „…IM GESPRÄCH MIT…“ bereiterklären.
Gerti, in der Vorbereitung zu unserem 1. Treffen, habe ich insbesondere aus unserem Presbyterium sehr viel über Dich sehr viel erfahren und den Hinweis erhalten, unbedingt ein Interview mit Dir zu führen. Die Stichworte dazu waren „Gerti und unser Dorffest“. Was bedeutet Dir diese große Veranstaltung, die ringsum unseres Gemeindehauses und der St. Vinzentius-Kirche stattfindet?

Mich hat vor allem die Teilnahme und Teilhabe an dem Harpener Dorf- und Gemeindeleben interessiert. Schon früher als das Dorffest an der Baldurstr. veranstaltet wurde, war ich ein ständiger Besucher dieses Festes. Mittlerweile ist, seitdem das Dorffest um unsere Kirche stattfindet, ein wichtiger Bestandteil in meinem Terminkalender.

 

Es ist ja nicht nur das Dorffest, dass Dich mit unserer Gemeinde verbindet. Was und wer hat Dich zu unserer Evangelische Kirchengemeinde geführt?

Ich bin über den Frauenkreis von Fr. Heidi Pavetic zur Gemeinde gekommen. Das war in 2007. Seitdem nehme ich ununterbrochen an dem Frauenkreis teil. Darüber habe ich auch die Pfarrer und viele andere Gemeindemitglieder kennen- und schätzen gelernt. Natürlich habe ich schon vorher die Gottesdienste in der St. Vinzentius-Kirche besucht. Ich bringe mich auch an weiteren Festen der Gemeinde ein und engagiere mich um zu helfen. Vor allem die Mitarbeit in unserem Dorffest macht mir sehr große Freunde.

 

Über Dich wird vor allem berichtet, dass Du eine begnadete Köchin und Kuchenbäckerin bist. Legendär soll Deine Sachertorte, die beste außerhalb Wiens, sein. Wo hast Du das gelernt und damit im Zusammenhang, wo war Deine frühere Heimat? Im Ruhrgebiet sagt man auch „wo kommse wech“?

Meine frühere Heimat liegt im Bundesland Kärnten, geboren bin ich in Jadersdorf im Gitschtal. Meine Familie väterlicherseits kommt aus Techendorf am Weißensee. In meinem Heimatort Jadersdorf hatte mein Vater eine große Schmiede, die er bereits von seinem Vater dort übernommen hat. In Techendorf habe ich bei meiner Tante, die dort ein Café und eine Konditorei besaß, das Kuchenbacken gelernt. In dieser Konditorei habe ich im Alter von 15 Jahren insgesamt 3 Jahre gearbeitet. Das Kochen brachten mir meine Oma und meine Mutter bei. Ja, die Sachertorte ist schon was sehr Spezielles, die ich auch gerne genieße, meine Lieblingsspeisen jedoch ist eine Rindssuppe mit Grießnockerln.

 

Wie Du im Vorgespräch erzählt hast, war Bochum nicht die erste Stadt in Deutschland nach Deiner geografischen Veränderung mit dem Wegzug aus Deiner Heimat in Kärnten. Wie, was und wer hat Dich dazu bewegt, diesen „Ortswechsel“ in jungen Jahren zu vollziehen und woher hast Du den Mut dazu aufgebracht, diese Veränderung zu wagen?

Nein, Bochum war nicht die erste Stadt in Deutschland, in der ich nach meinem Fortgang aus Jadersdorf wohnte. Wie ich nach Deutschland gekommen bin? Durch eine Gastfamilie aus Deutschland, die auf dem Campingplatz in der Nähe des Cafés, in Techendorf meiner Tante regelmäßig Urlaub machte. Diese Familie und ich hatten uns näher kennengelernt und eines Tages fragte sie mich, ob ich nicht mal was anderes machen wollte. Es hat eine Weile gedauert, bevor ich darüber nachdachte, mich zu verändern und dann gleich nach Deutschland. Mit 23 Jahren habe ich zum Leidwesen meiner Mutter den Entschluss gefasst und habe das Angebot der Familie nach Mülheim an der Ruhr in einer Gaststätte mit Café zu arbeiten, angenommen. Das war am 14. Januar 1960. Ich blieb 2 Jahre in Mülheim. Beinahe wäre ich nicht nach Deutschland gezogen, es gab auch Angebote nach Sidney/Australien zu gehen. Wie das wohl ausgegangen wäre? Nach Bochum hat mich meine Cousine gelockt, um im damaligen Wienerwald-Restaurant an der Brückstraße zu arbeiten.

 

Neben dem Engagement in und für unsere Kirchengemeinde, hast Du sicherlich neben Deiner Koch- und Backleidenschaft weitere Hobbys in Deiner freien Zeit. Was interessiert Dich und vor allem was „machst“ Du?

In meiner Freizeit löse ich gerne Kreuzworträtsel, handarbeite gerne, wie stricken, häkeln und vor allem Teddybären schaffen. Ich habe bisher 60 Stück in die Welt gebracht, allerdings nur für die Verwandtschaft und vor allem, wenn Kinder in der Familie geboren werden, bekommen sie einen selbstgemachten Teddy von mir. Neben der Handarbeit lese ich sehr gerne, ja, auch Tageszeitungen, Geschichtsbücher, vor allem über West-Preußen. Mein Mann kam aus West-Preußen, dass verbindet mich mit dieser Region.

 

Du berichtest in unserer ersten Interviewbegegnung aus Deiner Kindheit und von Deiner Familie. Wer hat Dich geprägt und wie wurde der Protestantische Glauben in Eurer Familie ausgeübt?

Geprägt hat mich meine Familie, vor allem mein Großvater und meine Mutter, die sehr gläubig waren. Mein Großvater, der Presbyter war, ging mit uns Kindern jeden Sonntag in die Kirche, die von uns 6 KM entfernt war, ob Sommers wie Winters, jeden Sonntag. Unsere Familie besaß eine große Bibel, eine Familienbibel, aus der uns mein Großvater regelmäßig vorgelesen hat. Meine Mutter hat jeden frühen Morgen, vor der Arbeit im Stall, aus ihrem Gebetbuch gelesen und gebetet, dass hat mich sehr geprägt. Unsere Familie war sehr mit dem Glauben verbunden.

 

Gerti, was wünscht Du Dir, im Rückblick auf Dein ereignisreiches Leben im Privaten und in Deiner Beziehung zum Glauben, für die Institution Kirche, dem aktuellen und auch zukünftigen Gemeindeleben in Harpen?

Ich wünsche mir gesund zu bleiben und dass ich weiter noch lange am Gemeindeleben teilnehmen kann. Für die Kirche wünsche ich mir, dass unsere Jugend sich für die Kirche und den Evangelischen Glauben interessiert. Es sind die Eltern, die die Kinder an den Glauben heranführen und das geschieht vor allem bei ihnen zuhause. Mich betrübt, dass viele Eltern ihre Kinder heute nicht mehr taufen lassen. In meiner Heimat werden alle Kinder getauft und das wünsche ich mir auch hier in Harpen.

 

Gerti, herzlichen Dank für das Gespräch und für das Backrezept.
(Das Interview führte Eduard Bobiatynski)

PS: Gerti hat mir in Ergänzung zum Interview noch ein Backrezept aus ihrer Heimat „dagelassen“, das ich gerne als Anhang beifüge. Gutes Gelingen beim Nachbacken!

Einfach auf das Symbol links klicken und das Rezept ansehen, ausdrucken und ausprobieren.